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VAS MIRABILE

 © Suria Kassimi  

 

 

VAS MIRABILE
 

Die Fotoinstallation  VAS MIRABILE besteht aus einem Ensemble großformatiger Fotoarbeiten (Diasec), die unterschiedlich abstrahierte Vasenformen zeigen.

VAS MIRABILE verweist auf einen komplexen Assoziationsraum. Das Motiv bauchiger Gefäße und Vasen lässt sofort an Mutter-Archetyp und Eros-Prinzip denken. So sind Lebendigkeit, Frische, Fülle und Schönheit Themen, die mit der sichtbaren Morbidität des Ausstellungsortes kontrastieren und auf diesen zu reagieren suchen. Während das Skulpturenmuseum selbst sich als ein einzelner, von Glas umhüllter, durch und durch nüchterner Raum unter dem gewaltigen Sitzungstrakt des neuen Rathauses der holländischen Architekten van den Broek und Bakema darstellt, findet sich im Foyer des Marler Rathauses ein beinah verschwenderisch anmutender Umgang mit Marmor und venezianischem Glas. Die Schönheit des Materials und die prachtvolle Fülle geraten jedoch mit Blick auf die spezifische Melancholie des Ortes insgesamt sehr schnell in Vergessenheit. Die Installation regiert auf die Raumsituation in einer besonderen Weise, sie markiert den Widerspruch im vielschichtigen Symbol. 

So werden mit dem Gefäß und seinen polaren Aspekten und Funktionen als Enthaltendes und Bewahrendes also nicht nur lebensfördernde Aspekte verbunden, sondern auch Leben einschließende, zurücknehmende und festhaltende Aspekte. Der "Gefäßcharakter" des Großen Weiblichen, ein von E. Neumann geprägter Begriff in "Die große Mutter" birgt nicht nur das Ungeborene im Gefäß des Leibes und gebärt des Kind in das Gefäß der Welt, sondern es nimmt das Gestorbene zu sich zurück in das Gefäß des Todes.

In der seriellen Bearbeitung und installativen Performanz wird die Ambivalenz des Symbols sichtbar. Nicht nur der Mensch als zerbrechliche Hülle eines nicht fassbaren Innenlebens ist angesprochen, sondern auch dieses Unfassbare selbst. Dergestalt lässt sich das Innere des Körpergefäßes als mit dem Unbewussten identisch lesen und zum Ort der inneren Prozesse werden. So wird auch verständlich warum manchen Völkern das Umgießen einer Flüssigkeit von einem Gefäß in ein anderes als Symbol der Reinkarnation der Seele gilt.

Mit dem Titel VAS MIRABILE öffnet sich ein weiterer Assoziationsraum.

In der Alchemie war das Gefäß eines der wichtigsten Symbole, in dem sich die Reifung und Wandlung von Substanzen vollzog und das während des alchemistischen Prozesses hermetisch  verschlossen sein musste. Die Alchemisten nannten es "vas mirabile" und meinten, dass das ganze Geheimnis des Werkes im Wissen um dieses Gefäß liege. Das "vas mirabile wird unter anderem auch als gläsernes Haus beschrieben. Das gläserne Haus ist das Museum, der Glaskasten in Marl. Für diesen Ort wurde die Installation entwickelt. 

 

© Suria Kassimi, 2015

 

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