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ZEITLINIEN © SURIA KASSIMI SEPTEMBER 2014/Juni 2019

ZEITLINIEN © SURIA KASSIMI 2014

Zeitlinien

Die Installation Zeitlinien arbeitet mit dem Bild unterschiedlich schnell fließender und rieselnder Sandbahnen, die projiziert auf die Stirnwand der Friedhofskapelle unterschiedliche Aspekte des Sandsymbols sichtbar machen. Dergestalt wird der Betrachter für den breiten Assoziationsraum, der sich mit dem Sandmotiv verbindet, sensibilisiert. Mit dem Bild von rieselndem Sand, der sich in unterschiedlichen Bahnen seinen Weg sucht, ist sinnbildlich auf den komplexen Zusammenhang von Werden und Vergehen und somit auf die Vergänglichkeit menschlichen Lebens verwiesen.

Zeitlinien thematisiert also zunächst die ablaufende Lebenszeit. Das Bild von rieselndem Sand an diesem speziellen Ort der Friedhofskapelle lässt zunächst unweigerlich an die Sanduhr denken. Und dIe Sanduhr ist nicht nur ein frühes Zeitmeßinstrument, sondern auch Symbol für die mit dem Ablauf der Zeit verbundene und durch den rieselnden Sand sichtbar vor Augen geführte Vergänglichkeit des Lebens und aller mit ihm verbundenen positiven und negativen Erlebnisse, denn:

Die Sand- Uhren erinnern nicht bloß an die schnelle Flucht der Zeit, sondern zugleich an den Staub in welchen wir einst zerfallen werden (Georg Christoph Lichtenberg). Und der Mensch ist dem „Flüchtigen“ und „Fließenden“ in hohem Maße ergeben, weil es Wesensverwandtes in ihm berührt. Denn er selbst ist ja auch vergänglich, ist „zeitvermählt“, d.h. an die Zeit gebunden und nicht ewig, und „dauerlos“. Und die Zeit ist nicht zu halten, sie entzieht sich in dem Maße wie man nach ihr greift.
Zeitlinien revitalisiert Erinnerungen an Kindheit und Jugend und verweist auf unterschiedliche Beziehungsebenen.
So ist Sand ein optimales Spiel- und Gestaltungsmaterial, das jeder seit seiner Kindheit kennt. Im Sandkasten miteinander gespielt zu haben, kann auf eine lange und tragende Verbindung zwischen Menschen hinweisen. 

Wir wissen, dass sich Sand in vielfältiger Weise formen und verwandeln lässt, Sand kann daher als verfügbar, tragfähig und in gewisser Weise auch als unzerstörbar erlebt werden. Sand übersteht Kriege, Überschwemmungen und andere Katastrophen.

Mit Sand kann man zudem einen zärtlichen Körperkontakt herstellen, man kann ihn zwischen den Fingern und über die Haut rieseln lassen. man kann etwas ver- oder begraben, Abdrücke und Spuren hinterlassen oder sie verwischen.

Durch die Installation Zeitlinien werden vielfältige Sandassoziationen lebendig. So gelingt eine Neubesetzung des "sterbenden Friedhofs" und seiner Kapelle. Ganz im Sinne der mittelalterlichen Idee der „ars moriendi“ definiert die Installation Zeitlinien den Friedhof und seine Kapelle als lebendigen Kunst-Ort und somit als Garten in der Stadt, der zum Garten des Lebens wird.

 

 

ERDE SAND STAUB 

 

Man kann nichts festhalten für die Ewigkeit. Erde, Sand und Staub stehen dafür. Von Erde bist du genommen und zu Erde sollst du wieder werden, heißt es vom Leben des Menschen. Er soll sein Haus darum nicht auf Sand bauen, wird er gewarnt. Du bist ein Staubgebilde, wird ihm gesagt, um ihn vor Hochmut zu bewahren. Alles ist vergänglich. Aber die Erinnerung an die Vergänglichkeit ist nichts Deprimierendes. Man kann Spuren hinterlassen, sie müssen nicht für die Ewigkeit sein, sie dürfen vorübergehend sein. Aber sie sind kostbar, gerade weil sie nicht für immer sind. 

 Die Videoinstallation "Zeitlinien" der Künstlerin Suria Kassimi nimmt die Gottesdienstbesucher meditativ hinein in diese Spannung von Flüchtigkeit und Vergänglichkeit. Sabine van Ahlen liest Texte aus Bibel und Literatur, die die Elemente Erde, Sand und Staub aufnehmen.

 

Im Gottesdienst gibt es nicht nur etwas zum Sehen und Zuhören, sondern auch zum Fühlen und Anfassen - eine Spurensuche für alle Sinne. Die Gottesdienstbesucher sind eingeladen sich zu beteiligen. 

 

 

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