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TANGO

 

In der Malerei von Suria Kassimi wird die ganze Bandbreite der Möglichkeiten von Farbe und Farbwirkung, von Flächen und Flächenwirkung, von Ausdruck und Ausdruckswirkung erkundet. 

 

Die Tango-Serie basiert auf der Bewegung des Tanzes. Es findet eine Vermischung von Fotografie und Malerei statt.

Das Verhältnis von Original und Kopie: präzise die Veränderung des Abbildes in der Kopie stellt das formale Gerüst der Arbeit TANGO NOLI ME TANGERE dar.

 

 

Zu der ausgestellten Bilderserie wird eine Video – und Klangarbeit gezeigt.

 In der Video-Soundscape TANGO NOLI ME TANGERE steht die Erfahrbarkeit des Prozesshaften in der Begegnung der Geschlechter sowie die große Sehnsucht nach menschlicher Nähe im Zentrum. Metamorphosen des Raums und Metamorphosen der Wahrnehmung von Figur sowie des Spiels von Licht und Schatten gehen mittels der erotisch aufgeladenen Bewegungen der Tänzer in die Visualisation ein.

 

Durch wiederholtes Kopieren des Film- und Klangmaterials (Stapelung, Schichtung) zeigen sich subtile Veränderungen, die als Interpretationen zu verstehen sind. Es geht der Künstlerin immer wieder um die Hoffnung durch Wiederholung und minimale Veränderung eine neue Sichtweise zu kreieren, die selbst der banalsten Erscheinungen menschlicher Begegnungen den ihnen eigentlich innewohnenden Zauber wieder schenkt.

 

BLACK OUT

 

NOLI ME TANGERE

KÖRPER FRAGMENT

BLACK OUT

60-teilige Serie
SW-Photographie überarbeitet mit Tusche, Tinte, Graphit, Kreiden und Kohle; 30x30cm sowie 19x19cm

NOLI ME TANGERE

10-teilige Serie
Malerei auf Papier, Acryl und Chiffon; 65x65cm

 

 

 

Über meine Arbeit:

 

 

Die Körper-Fragmente sind als experimentelle und formale Zergliederung bewusst angelegt.

Das Fragment ist Ergebnis eines BLACK OUTS und enthält die Möglichkeit der Erneuerung des Ganzen.

Es bleibt mit der Totalität, aus der es herausgenommen wurde, verbunden und verweist auf sie. Der Verweis ist in gegenläufige Zeitrichtungen angelegt: Das Fragment weist sowohl auf etwas Vergangenes, Ruinöses und Defizitäres (wie ein Torso) als auch auf etwas Unvollendetes, Künftiges, nur Geplantes (wie die Skizze oder der Entwurf).

Die Rezeption eines Fragments bleibt zwangsläufig selber bruchstückhaft:

Ein vollständiges und gleichzeitiges Erfassen aller Aspekte ist unmöglich, weil die Wahrnehmung nur partiell und nur subjektiv ist.

 

Der Black Out und in dessen Folge das Fragment erfordern eine assoziative Ergänzung seitens des Rezipienten,weil in der Vorstellung unwillkürlich das Ganze die Priorität hat. Die Konzentration zielt auf das, was fehlt oder auf das, was allein übrig geblieben ist:

Der Betrachter muss sich einen zurückgelassenen Rest denken, ein Verschwinden vorstellen.

Das Fragment/Black Out ist die letzte und einzige Spur einer verlorenen geglaubten Totalität, die anhand des Rests imaginär wiederherstellbar ist.

Menschliche Fragmente erinnern an Leichenteile und können als emblematische Manifestation des Todes gelten.

Dabei reagiert der Betrachter oft heftig auf den zergliederten Körper. Johann Wolfgang Goethe lässt beispielsweise in seinem Roman Wilhelm Meisters Wanderjahre die Hauptgestalt bei der Betrachtung von anatomischen Wachsplastiken feststellen, dass die Zergliederung des menschlichen Körpers für die meisten „gesitteten, wohldenkenden Menschen .... immer etwas Kannibalisches“ habe, dass sowohl das ausgewogene Proportionsverhältnis der Teile untereinander als auch zum Ganzen zerstört. Außerdem breche der fragmentierte Körper auf widernatürliche Weise mit dem Erinnerungsbild der einheitlichen Natur des Menschen, welches selbst noch im toten Körper vorhanden sei.

In dieser Lesart werden Körperfragmente als Zustandsbeschreibung eines Black outs zu Metaphern für die psychologische, soziale, politische und physische Bedrohung des Individuums.

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