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SOUNDSCAPE  VISUAL  EXPERIMENT  FIKTION  VIDEOKUNST ELEKTRONISCHE MALEREI

 

Im Hinblick auf die Entwicklung der Bearbeitung von bewegten Bildern  rückt die Frage nach der Dokumentation und dem Bezug zur Wirklichkeit in den Vordergrund. Ziel  ist es die Frage umzukehren, denn die Vielseitigkeit der dokumentarischen Herangehensweisen schöpft auf keinen Fall die Möglichkeiten der Fiktion und der Erzählformen aus. 

Videokunst ist, wie ihr Vorgängermedium, der Experimentalfilm, eine brotlose Kunst. Ausstellungen und Museen fürchten die technischen Schwierigkeiten der Präsentation und Sammler können sich nicht damit anfreunden, viel Geld für etwas auszugeben, was man beliebig oft kopieren kann. Ihnen fehlt die Aura des einmaligen Originals. Der technische Fortschritt löst das Problem der Ausstellungen, Videokunst ist inzwischen auf den Biennalen zu einer Art diskursivem Leitmedium geworden. Große Events wie documenta oder Venedig Biennale bauen Black Boxes im Kinoformat, kleinere Ausstellungen behelfen sich mit Flachbildschirmen, die man wie Malerei an die Wand hängen kann. Auch die Könige der Kunstwelt, die Sammler, haben Videokunst inzwischen akzeptiert, aber, ganz wie im Märchen, nur unter einer Bedingung: Die Videokunst darf sich nicht mehr reproduzieren. Eine "Edition" eines Werkes besteht aus einer streng limitierten Anzahl an verkäuflichen Kopien und üblicherweise zwei "artists proofs" (im Abkürzungsjargon der Kunstwelt zum Beispiel 5+2). So soll eine limitierte Quasi-Originalität garantiert werden. Online-Videos, dazu noch gratis, stören diese künstliche Exklusivität.

Rene Bergers Worte von 1982 haben heute noch im Prinzip ihre Gültigkeit: »Aber den Bekanntheitsgrad der Malerei oder Bildhauerei hat die verhältnismäßig junge Videokunst natürlich bis heute nicht erreichen können. Sie wird als Kunst tatsächlich nur von einem Publikum anerkannt, das neben den Künstlern selbst lediglich einige tausend Liebhaber im engeren Sinn zählt. Leute, die sich für eine Ausdrucksform begeistern, die wahrscheinlich marginal bleiben wird.«

Die elektronischen Techniken haben das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten umfassend ausgeweitet. 

Durch die rasche technische Weiterentwicklung der Geräte bieten sich neue Gestaltungsmöglichkeiten an. Dadurch stehen vielfältigere Ausdrucksmittel zur Verfügung: Überblendungen, Farbmanipulationen, elektronische Stanzverfahren, Computeranimationen, elektronische Bildbeeinflussung durch Synthesizer. Künstlerisch findet eine Annäherung an die filmische Dramaturgie statt, Narratives mit den Möglichkeiten der elektronischen Bildgestaltung zu kombinieren.

In der Mediengesellschaft bedingen sich Publizität und kommerzieller Erfolg wechselseitig. Deshalb steckt die Medienkunst bis heute in einem Dilemma. Sie arbeitet in einem Massenmedium, hat jedoch keinen Markt, weder in der Kunst — sofern sie rein elektronisch und damit technisch reproduzierbar ist, noch in der Medienindustrie - sofern sie künstlerisch anspruchsvoll und damit tendenziell elitär bleibt. 

Betrachtet man die Entwicklung der Videoinstallation, so lässt sich die Bedeutung der Performances nicht übersehen. Für viele Künstler war sie der Einstieg in die Videokunst. Sie dokumentierten ihre Aktionen, um dann nach und nach Installationen zu entwickeln und am Ende gar nicht mehr selbst aufzutreten. 

Videokunst ist vor allem eine >Zeit-Kunst<. Durch bewusst gesetzte Bilder und Töne und deren Kombination entfaltet sich eine neue Poesie.  

Die künstlerische Auseinandersetzung zielt auf eine allgemeine Frage: Was zeichnet ein Bild im elektronischen Zeitalter aus, und in welchem Kontext wird es überhaupt sichtbar?

 

Ulrich Vielmuth

 

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