"Wir träumen narrativ, tagträumen narrativ, erinnern, antizipieren, hoffen, verzweifeln, glauben, zweifeln, planen, revidieren, kritisieren, konstruieren, klatschen, hassen und lieben in narrativer Form" Insofern handelt es sich bei der Narration nicht um einen Lebenslauf, den man - nicht allzu häufig - schreibt und fortschreibt, sondern um einen grundlegenden Modus der sozialen Konstruktion von Wirklichkeit. Narrationen sind in soziales Handeln eingebettet. Sie machen vergangene Ereignisse sozial sichtbar und dienen dazu, die Erwartung zukünftiger Ereignisse zu begründen. In dem Maße, wie Ereignisse narrativ verhandelt und wahrgenommen werden, "... werden (sie) mit dem Sinn einer Geschichte aufgeladen. Ereignisse bekommen die Realität eines "Anfangs, eines "Höhepunktes", eines "Tiefpunktes", eines "Endes" usw. Menschen agieren die Ereignisse in einer Weise aus, daß sie und andere sie auf eben diese Weise einordnen. ... So leben wir also auf signifikante Weise durch Geschichten - sowohl durch das Erzählen als auch durch das Handeln des Selbst"
Wolfgang Kraus, Berlin Colloquium vom 22. 4. 1999